Erfahrungsbericht: PRINCE2 Zertifizierung

Hallo zusammen, hier ist Jens von „Methods and Meaning“.

Ich habe heute mein Zertifikat für „PRINCE2 Foundation“ entgegengenommen. Klar bin ich ein wenig stolz darauf. Es ist immer schön, eine Prüfung erfolgreich abzuschließen, für die man eifrig gelernt hat. Ich möchte berichten, wie es zu der Zertifizierung kam, wie es ablief und warum ich von PRINCE2 sehr angetan bin.

Zunächst mal: Was ist eigentlich „PRINCE2“? Es ist eine Methode für Projektmanagement, also eine genaue Beschreibung von Themen und Prozessmodellen, mit denen man Projekte effektiv durchführen kann. Die Abkürzung steht für „PRojects IN Controlled Environments“ und die „2“ steht einfach für die zweite Version davon. Die Methode kommt aus England und hat mittlerweile weite Verbreitung gefunden.

Wozu ein PRINCE2-Zertifikat?

In der Organisation für die ich arbeite ist PRINCE2 seit einigen Jahren ein fest etablierter Standard. Die meisten internen und einige externe Projekte werden streng nach PRINCE2 durchgeführt. Zwar müssen nicht alle Mitglieder des Projektteams (nicht mal die Projektleiter) unbedingt Erfahrung mit oder ein Zertifikat von PRINCE2 haben, aber es erleichtert natürlich die Mitarbeit am Projekt erheblich, wenn man die grundlegenden Strukturen verstanden hat. Das war für mich der konkrete Auslöser, mich um ein Training mit Zertifizierung zu bemühen. Hinzu kommt, dass ich mich seit ca. 2011 für Projektmanagement interessiere und zwar schon einige (kleine) Projekte geleitet habe, aber niemals nach einem so umfangreichen Standard wie PRINCE2 gearbeitet habe. Also, ich war schon ziemlich neugierig.

Wie läuft das ab?

In meinem Fall war das ein typisches Kombi-Paket: 2 Tage Schulung und im Anschluss die Zertifizierungs-Prüfung. Wie in Zeiten der Covid-19-Pandemie üblich, wurde das Training online gehalten. Über die Qualität des Trainings möchte ich mich nicht auslassen, es war weder besonders gut noch besonders schlecht. Ich merke einfach, wie schwer es uns (ich nehme mich da nicht aus) professionellen Trainern/Präsentatoren fällt, die Qualität aus Live-Veranstaltungen auf digitale Formate zu übertragen. Wichtig war für mich: es gab ein gut strukturiertes, gut lesbares Arbeitsbuch, in dem alle wichtigen Informationen zusammengefasst waren. Damit konnte ich mich dann selbst auf die Prüfung vorbereiten. Den Prüfungstermin konnte man zum Glück selbst festlegen – ich habe ihn auf 2 Wochen nach dem Training terminiert.

Während die Schulung eine ganz typische Veranstaltung war, mit ca. 15 Teilnehmern, viel frontaler Präsentation mit gelegentlichen Unterbrechungen für Fragen und Diskussion, war die Prüfung für mich etwas total neues.

Die Prüfung war auch Online, und wurde mittels einer speziellen Software durchgeführt und einer persönlichen Aufsichtsperson. Die Prüfungssoftware hat zunächst mal alle Anwendungen abgeschossen, die sich mit dem Internet verbunden haben – also Browser, Online-Anwendungen, Messenger … alles musste geschlossen sein. Dann ist sie in Vollbildmodus gewechselt und hat so ziemlich alle Tastatur-Befehle abgeschirmt. Die Aufsichtsperson hat sich dann von mir mittels Webcam den ganzen Raum zeigen lassen – besonders, dass keine Bücher auf dem Tisch (oder Personen unterm Tisch) liegen, und dass die Tür geschlossen ist. Danach begann eine übliche 1-stündige Multiple-Choice-Prüfung. Obwohl ich sehr gut vorbereitet war, habe ich ganz schön geschwitzt und nicht sehr gut abgeschnitten (aber problemlos bestanden).

Das hat mich überrascht – aber auch ein bisschen gefreut. Da man nur 55% der Fragen richtig beantworten muss, unterschätzt man den Test leicht. So hatte ich aber das Gefühl, dass meine gute Vorbereitung sich wirklich gelohnt hatte. Nur mit der Schulung allein (also ohne zusätzliches Lernen mit dem Arbeitsbuch und meinen eigenen Lerntechniken) hätte ich höchstens sehr knapp bestanden.

Ist PRINCE2 nützlich?

Zunächst mal möchte ich ein Missverständnis klären. Nämlich die Frage: was ist besser, PRINCE2 oder IPMA?
Mir waren früher nur die Zertifizierungen der IPMA (und PMBOK) bekannt und natürlich habe ich mir diese Frage häufiger gestellt. Mittlerweile kann ich die Antwort geben. PRINCE2 und IPMA haben einen völlig anderen Ansatz, sind nicht miteinander vergleichbar und es macht durchaus Sinn, beides zu lernen (und wenn man mag, sich auch zertifizieren zu lassen). Man kann das vergleichen mit der Frage: was ist nützlicher, eine Ausbildung oder ein Werkzeugkasten? Dabei ist IPMA die „Ausbildung“ und PRINCE2 der „Werkzeugkasten“. Bei der IPMA geht es um die persönlichen Kompetenzen eines Projektleiters (oder anderer Projektbeteiligter), während es bei PRINCE2 um ein Standardvorgehen (eine Art „Framework“) für Organisationen geht.

Eine Stärke von PRINCE2: es versucht nicht zu sein, was es nicht es. Es ist kein „ganzheitliches Blabla“ sondern eine klar definierte Methode mit klar definierten Grenzen. Das mag ich. PRINCE2 in einer Organisation einzuführen soll man ganz oder garnicht. Man kann nicht „ein bisschen“ PRINCE2 machen und dann „ein bisschen mehr“. PRINCE2 bietet ein starkes Gerüst, aber es trägt nur dann, wenn man es auch ganz aufbaut.

Das zweite, was ich an PRINCE2 mag: es steckt kein Unfug drin. So ziemlich alles, was PRINCE2 anbietet macht viel Sinn. Es sind „Good Practices“ – bewährte Methoden. Es mag bessere geben, aber man macht wenig falsch mit dem was angeboten wird. Es wirkt manchmal trivial, z. B. wenn PRINCE2 vorschlägt, erst einen Entwurf zu machen, bevor man in die Fein-Planung geht. Aber das ist eben „bewährte Methode“ – nicht unbedingt sehr fancy.

Als letzten Punkte, der mir gut gefällt, möchte ich die Vollständigkeit nennen. Wenn man PRINCE2 nutzt, hat man ein komplettes Rahmenwerk für Projektmanagement. Man braucht nicht mehr. Vielleicht ist mehr manchmal nützlich, aber man braucht es nicht unbedingt. Man kann auch etwas weniger nehmen, aber PRINCE2 gibt auch klar vor, was als Minimum zu verwenden ist.

Zusammengefasst: PRINCE2 verschließt die Augen fest vor allem was nicht sein Kernthema ist, nämlich Projekte managen innerhalb einer Organisation. Das Kernthema wird vollständig (aber nicht erschöpfend) mit bewährten Methoden bestückt – manche davon sind Pflichtprogramm und andere optional.

Ich finde, das ist ein guter Ansatz.

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