Ein Gemälde, Darstellung einer Landschaft und eines zerfließenden Bauwerks

Haken dran – und dann?

Demonstration vermeintlicher Führungsstärke durch eine „Hauptsache erledigt“-Einstellung.

„Ja, das ist mir auch total wichtig, da einen Haken dran zu bekommen!“

Eine Aussage, die Tatkraft und Führungsstärke nahelegen soll. So erscheint es mir jedenfalls. Allerdings assoziiere ich damit eher folgendes:

  • „… einen Haken dran zu bekommen“ deutet auf ein bürokratisches oder formelles Verständnis einer Problemlösung hin. Jedenfalls keines, dass auf einer eigenständigen, kritischen ‚Beurteilung der Situation beruht. Eher ähnlich dem, eine Klausur oder Prüfung zu bestehen, wobei die Erfolgskriterien von einer Autorität festgelegt werden.
  • Etwas, das mit einem Haken versehen ist, sollte nicht wieder auftauchen – es ist ja schon erledigt. Dahinter steht die Annahme, dass die betreffende Situation nur eben einmal „richtig“ gelöst werden muss und dann abgehakt werden kann.
  • Das entsprechende Thema an sich ist für die tatkräftige Person nicht wichtig, es soll ja möglichst schnell erledigt werden. Es kann auch ein sehr lästiges Thema sein, was bitte endlich (ein Apell an andere) zu lösen ist.

Also, sollten Themen nicht „abgehakt“ werden?

Ich denke nein. Denn Situationen entwickeln sich weiter. Und, was heute gelöst ist, führt womöglich morgen zum Zusammenbruch des Geschäfts. Daher gibt es für mich nicht das Ziel „Haken“ zu setzen, sondern Probleme in den Status „für heute (und morgen) gut genug gelöst“ zu bringen.

Titelbild: Unsere fragile Moderne: Architektonischer Angelus von Milet (Jürgen Thenent, nach Dali)

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4 Kommentare

  1. Hi Nils,
    ich bin ein wenig überrascht von Deiner Aussage: „nein, keine Themen abhaken“.
    Tatsächlich widerspricht das an vielen (nicht allen!) Stellen meiner gängigen Praxis. Aber vielleicht entspringt meine Verwirrung einfach einer anderen Definition von dem, was Du als „Thema“ bezeichnest?
    Zwei Beispiele, wo ich täglich „Haken dranmachen“ möchte und aktiv dafür werbe:

    (1) Aktionen auf Checklisten. Ich halte Checklisten für wichtige Werkzeuge im Qualitätsmanagement – steht das für Dich in Frage?

    (2) Lieferungen/Abnahmen. Wenn eine Leistung beim Kunden erbracht wurde, sollte „ein Haken dran“ gemacht werden, eine Abnahme erfolgen und die erfolgte Leistung abgerechnet werden. Im Ernst: wer hat denn ein Interesse daran, ein Päkchen Badesalz beim Onlinehändler zu bestellen und die Leistung wird nie ganz abgeschlossen?

  2. Hallo Jens,

    ich bin ganz bei dir, Checklisten sehe ich auch als echte und häufig notwendige Hilfsmittel an. Dabei gilt für mich aber, dass eine Checkliste sich mit dem Erkenntnisstand im Rahmen des jeweiligen „Themas“ weiterentwickeln muss.
    Wie passt das zu meinem Punkt Dinge nicht abzuhaken (um sich als besonders tatkräftig darzustellen) ? In meiner Vorstellung und Praxiserfahrung dienen Checklisten häufig dazu Transparenz über den Status miteinander zusammenhängender Aufgaben herszustellen, um den Überblick im Rahmen eines größeren „Themas“ nicht zu verlieren.
    Um Führungsstärke zu demonstrieren reicht kaum das Abhaken eines einzelnen Punktes, sondern, es muss das komplette übergeordnete Thema „abgehakt“ werden können. Und genau dabei werden dann die wichtigen Einzelaufgaben übergangen und gering geschätzt. Insofern gehört für mich die sinnvolle und aufmerksame Abarbeitung von Checklisten zum Gegenteil von „Abhaken zur Demonstration von Handlungsstärke“.

    Dein zweites Beispiel sehe ich durchaus als ein Szenario in dem meine Kritik fehl gehen kann. Wird eine problematische Bestellung durch individuelles Engagement abgeschlossen und somit „ein Haken dran gemacht“ ist das ja erstmal zu begrüßen – vor allem aus Kundenperspektive. Werden dabei aber strukturelle Schwachpunkte ignoriert und eine Lösung (sprich Auslieferung) z.B. durch übermäßigen Ressourcenaufwand erzwungen, dann führt das punktuelle Engagement längerfristig zur Akzeptanz von schlechten Arbeitsweisen und kann diese sogar betonieren – ganz nach dem Gedanken „wieso sollten wir etwas ändern ? Es hat doch funktioniert, ihr müsst euch nur mal richtig Mühe geben, nehmt euch ein Beispiel an Person Xyz !“ Wobei für „Xyz“ dann eben jene von mir kritisierte Strategie aufgeht.

    Habe ich damit deine Gedanken nachvollziehbar aufgegriffen ?

  3. Hi Nils,
    wir haben das zwar schon mündlich besprochen, aber ich will gerne hier im Kommenter auch noch (k)einen Haken dran machen. Antwort: Ja, nachvollziehbar.

    Für mich war, wie gesagt, das „Haken machen“ meist mit Checklisten und Abnahmen verbunden.
    Ich war aber nach Deinem Artikel etwas aufmerksamer, ob in meiner Organisation Themen „abgehakt“ werden. Leider muss ich sagen, dass Deine Kritik gerechtfertigt ist. Es gibt auch in meinem Umfeld manchmal eine Neigung, schwierige Themen loszuwerden, indem man sie „abhakt“. Gerade, wenn ich gefühlt endlos mit einem Problem beschäftigt bin, und daran ermüde, erscheint es durchaus mal als „Lösung“, das Thema als „erledigt“ zu erklären. Der ehrliche Weg ist sicher, das Thema zu vertagen und zuzugeben, dass es nicht erledigt ist oder auch gar nicht abgeschlossen werden kann.
    Ich vermute, wie Du auch schreibst, dass es oft mit der Außenwirkung zu tun hat, warum man Themen lieber „abhakt“. Es demonstriert Tatkraft und „Lösungorientierung“ und lässt sich besser vermarkten als „Thema vertagt“.

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